22. Januar 2024

Wie stellt IT-Forensik gelöschte Daten wieder her?

Datenwiederherstellung

Die Identifizierung und Wiederherstellung zu Unrecht oder versehentlich gelöschter Daten sind eine zentrale Aufgabe in der IT-Forensik. Der Prozess zielt üblicherweise darauf ab, digitale Spuren zu entdecken, die auch nach Löschvorgängen auf einem System verbleiben. MAAX Forensik setzt dabei auf spezialisierte Tools, die darauf ausgelegt sind, Löschaktionen zu identifizieren, ggf. wiederherzustellen und Prozess und Daten detailliert zu dokumentieren.

Die Wiederherstellung verloren gegangener oder bewusst vernichteter Daten in Unternehmen ist ein obligatorischer Schritt im Rahmen der IT-forensischen Arbeit. Dabei spielt der ‚Unallocated Space‘ auf Speichermedien eine wichtige Rolle. Dieser Bereich ist keiner spezifischen Datei zugeordnet. Eine Aufgabe besteht für uns darin, Restdaten oder Spuren gelöschter Dateien ausfindig zu machen. Selbst wenn hier direkte Verweise auf Dateien entfernt wurde, sind wir in der Regel in der Lage verbliebene Daten-Reste in diesem nicht zugewiesenen Bereich zu identifizieren. Das Verfahren bezeichnet man als ‚Carving‘.

Was sind typischen Methoden zur Daten-Wiederherstellung?

Alle Prozesse zur Wiederherstellung gelöschter Daten beginnen mit der detaillierten Analyse des vorliegenden Dateisystems. Insbesondere bei NTFS-Dateisystemen spielt die gründliche Untersuchung des ‚Master File Table‘ eine entscheidende Rolle. Unser Ziel ist es stets jene Abschnitte des Speichermediums zu identifizieren, die aktuell keine aktiven Daten beherbergen, also als ‚unallocated‘ gelten.

Forensische Programme setzen hier auf die Identifikation charakteristischer Datei-Signaturen (sog. ‚Magic Numbers‘). Diese Signaturen sind schlicht die ersten Bytes einer Datei, die den Startpunkt markieren. Exemplarisch beginnt eine jpg-Bilddatei typischerweise mit der Byte-Sequenz ‚FFD8FF‘. Diese steht als einzigartiges Kennzeichen für jenes Format. Die Erkennung solcher Signaturen ermöglicht es unseren Tools, den Beginn/Start von Dateien im Speicher zu lokalisieren. Und zwar auch dann, wenn der Dateiname oder andere Metadaten gelöscht wurden.

Nach der erfolgreichen Identifizierung einer Dateisignatur setzen forensische Programme sog. ‚Carving‘-Methoden ein. Diese ermöglichen ausgehend von der erkannten Signatur die aufeinanderfolgenden Datenblöcke zu durchsuchen. Auf diese Weise werden so viele Daten wie möglich wiederhergestellt. Selbst in Fällen, in denen ein Dateisystem beschädigt wurde oder die Zuordnungstabellen der Dateien nicht mehr vorhanden sind, erlauben Carving-Methoden die effektive Rekonstruktion von fragmentierten oder teilweise verlorenen Daten.

Datenwiederherstellung – immer und jedes Mal

Mitnichten können wir Wunder wirken. Aber in gut 80 Prozent der Fälle sind wir in der Lage verloren gegangene Daten zu rekonstruieren und diese gerichtsverwertbar aufzubereiten. Eine obligatorische Schwierigkeit besteht in der über die Zeit entstandene Fragmentierung der Daten auf Speichermedien. Bei jeder Lösch- und Überschreibaktion können einige Abschnitte der ursprünglichen Daten erhalten bleiben, während andere Teile überschrieben werden. Diese verbliebenen Datenfragmente verteilen sich mit der Zeit über verschiedene Teile des Speichermediums. So wird eine Differenzierung mit zunehmendem Alter der Speichermedien anspruchsvoller.

Des weiteren macht die Datenfragmentierung die Wiederherstellung anspruchsvoll und zeitaufwendig. Bei längerfristig und intensiv genutzten Speichermedien – wir sprechen hier insbesondere von herkömmlichen HDD-Festplatten, kann eine Datenfragmentierung stark ausgeprägt sein. Die Situation wird durch den Prozess des Formatierens weiter erschwert, bei dem alle Speicherplätze überschrieben werden und die dort liegenden Datenfragmente noch weiter fragmentiert werden.

Ein weiterer erschwerender Faktor bei der Datenwiederherstellung ist die potenzielle physische Beschädigung von Speichermedien. Bei HDD-Klassikern kann dies zum Beispiel durch Abnutzung oder Beschädigung der Teile entstehen, die für das Lesen und Schreiben der Daten zuständig sind. Moderne SSD-Platten, die Speicherzellen für die Daten verwenden, können durch die Abnutzung noch schwieriger zugänglich werden.

Die Chancen, gelöschte Daten erfolgreich wiederherzustellen, variieren stark nach dem Grad der Datenfragmentierung und dem Zustand des Speichermediums. Wir benötigen im Auftragsfall regelmäßig e Experten benötigen daher nicht nur umfassendes technisches Wissen, sondern auch viel Geduld und Genauigkeit, um die zerstreuten und teilweise beschädigten Daten effektiv zu rekonstruieren.

Die Rolle der IT-Forensik in der Aufklärung

Die Identifizierung und Wiederherstellung gelöschter Daten spielen eine entscheidende Rolle bei der Sicherung von Beweisen in kriminaltechnischen Untersuchungen. Von der Aufklärung von Straftaten bis hin zur Wiederherstellung verlorener oder absichtlich gelöschter Geschäftsdaten trägt die IT-Forensik maßgeblich zur Datensicherheit und zum Datenschutz bei. Die Anwendungsbereiche der IT-Forensik reichen vom Datendiebstahl über die Sicherung von Compliance & Gesetzeskonformität, Schulung & Sensibilisierung von Teams und die Prävention bis zur Aufklärung digitaler Verbrechen.

Unsere Branche bleibt dynamisch, da wir uns ständig an die wachsenden Herausforderungen anpassen müssen. Neue Technologien, sich wandelnde Speichermedien und fortschreitende Methoden der Datenmanipulation erfordern fortlaufende Anpassung von Methoden und Herangehensweisen. Nur so gewährleistet wir für unsere Kunden, dass IT-Forensik on MAAX resilient der Bekämpfung digitaler Verbrechen dient.


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